Alfred Ehrentreich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild vom hier behandelten Ort.

Motiv: Bild von Alfred Ehrentreich gesucht

Falls du dabei helfen möchtest, erklärt die Anleitung, wie das geht.
BW

Alfred Ehrentreich (* 18. Juni 1896 in Potsdam; † 11. April 1998 in Korbach) war ein Reformpädagoge, Schulleiter und Autor.[1]

Familie und Ausbildung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrentreich wurde als Sohn eines Wasserbauingenieurs geboren, der beim Maschinenwerk des Schlosses Sanssouci beschäftigt war. Er studierte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau und an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin Englisch, Französisch und Deutsch. 1920 promovierte er in Berlin zum Thema Zur Quantität der Tonvokale im Modern-Englischen auf Grund experimenteller Untersuchungen. Er heiratete die Tochter des Pädagogen Wilhelm Schwaner, Anneliese, genannt Annlis (* 4. April 1901; † 22. Februar 1985).

Berufliche Entwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1922 war er unter Schulleiter Martin Luserke als Lehrer in der reformpädagogischen Freien Schulgemeinde Wickersdorf bei Saalfeld im Thüringer Wald tätig. Als es dort nach jahrelangen Auseinandersetzungen um Gustav Wyneken Mitte der 1920er Jahre zur Sezession diverser Lehrkräfte, sonstiger Mitarbeiter und Schüler kam, wechselte er nach Berlin-Neukölln zum Kaiser-Friedrich-Realgymnasium (ab 1929/30: Karl-Marx-Schule), das von Fritz Karsen geleitet wurde. Zwischen 1925 und 1934 gehörte er zu den Förderern der von Luserke gegründeten und geleiteten Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist und engagierte sich in deren „Außengemeinde“, wo er beispielsweise mit Paul Reiner kooperierte.[2][3]

Nach der Machtabtretung an die Nationalsozialisten wurde die Karl-Marx-Schule (Berlin-Neukölln), Vorläuferin heutiger Gesamtschulen, politisch "gesäubert". Ehrentreich erhielt ein kurzzeitiges Berufsverbot; anschließend wurde er nach einigen Monaten an eine Berliner Mädchenschule versetzt. Ehrentreich wurde als Lagerleiter (KLV-Leiter) der Kinderlandverschickung eingesetzt[4], eine Thematik, die er in seinem Buch Dresdner Elegie verarbeitet hat. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Ehrentreich zunächst kurzzeitig in Kassel als Lehrer tätig, anschließend wurde ihm auf Empfehlung von Schulrat Hans Habermann die Leitung der Alten Landesschule Korbach übertragen, die er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1962 innehatte.[5] Auch hier war Ehrentreich bemüht, Elemente der Reformpädagogik zu integrieren, beispielsweise die Mitbestimmung der Schüler.

Ehrentreich engagierte sich ab 1953 für eine internationale Schulpartnerschaft, aus der sich später eine Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Avranches in der Normandie und Korbach entwickelte.[6] Er war zwischen 1966 und 1972 im entsprechenden städtischen Ausschuss Korbachs aktiv.[7] Zudem war er Mitbegründer der Korbacher Volkshochschule, der dortigen Theaterwoche sowie Initiator und Organisator einer Vielzahl von Musikveranstaltungen und Kunstausstellungen.

Ehrentreich starb im Alter von 101 Jahren.

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Zur Quantität der Tonvokale im Modern-Englischen auf Grund experimenteller Untersuchungen. Phil. Dissertation. Mayer & Müller, Berlin 1920
  • als Hrsg.: Valentin Weigel: Gespräch vom wahren Christentum. In unser Schriftbild übertragen. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1922
  • als Hrsg. mit Zakir Husain: Die Botschaft des Mahatma Gandhi. Volkserzieher-Verlag, Berlin 1924
  • Thomas Münzer. Nach alten Drucken neu ein gerichtet. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1925
  • Polizeipräsidium, bitte! Eine Kriminal-Groteske für Laienspieler. G. Danner, Mühlhausen 1936
  • Englische Volksmärchen. Diederichs, Jena 1938
  • Nachwort für Marie von Ebner-Eschenbach: Die Freiherren von Gemperlein, 1940
  • Die Freier-Probe. Ein Mädchen-Spiel. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1947
  • Merry Texts for beginners. Hirschgraben-Verlag, Frankfurt am Main 1949
  • als Hrsg.: Molière: Le Médecin malgré lui. Comédie en 3 actes. Hirschgraben-Verlag, Frankfurt am Main 1951
  • mit Siegward Sprotte: Siegward Sprotte. Berghaus-Verlag, Kirchdorff/Inn 1963
  • Pädagogische Odyssee. Im Wandel der Erziehungsformen. Beltz, Weinheim 1967
  • Zakir Husain im Hause Schwaners. Die Berliner Jahre des indischen Staatspräsidenten. In: Waldeckische Landeszeitung, 24. Mai 1967
  • Stefan George in der Freien Schulgemeinde Wickersdorf. In: Castrum Peregrini, 22 (1972), H. 101, S. 62–79.
  • Englische Märchen. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1980
  • als Hrsg.: Volksmärchen aus England I. Angelsächsische Märchen. Ullstein Verlag, Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1980
  • als Hrsg.: Volksmärchen aus England II. Keltische Märchen. Ullstein Verlag, Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1980
  • 50 Jahre erlebte Schulreform – Erfahrungen eines Berliner Pädagogen. Wolfgang Keim (Hrsg.) (= Studien zur Bildungsreform, 11), Frankfurt am Main, Bern, New York City 1985. ISBN 978-3-8204-7790-0.
  • Dresdner Elegie. Schule im Krieg: Die Kinderlandverschickung im 3. Reich. Pendragon-Verlag, Brackwede 1985, ISBN 978-3-923306-36-7.
  • 90 Tage in der Neuen Welt. Eine nicht nur pädagogische Reise. Pendragon-Verlag, Brackwede 1986, ISBN 978-3-923306-49-7.
  • Sanssouci. Märkische Baumeister und Fürsten. Die Entstehung des Parks und der Wasserkünste. World of Books. London, Worms 1989, ISBN 978-3-88325-399-2.
  • mit Dieter Barth: Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf. In: Pädagogik und Schulalltag, Jg. 47 (1992), S. 588–595.
  • Blick in die Zeit – Festschrift für Alfred Ehrentreich. Hirschgraben-Verlag, Frankfurt am Main 1962
  • Wolfgang Keim: Alfred Ehrentreich, geb. 1896. In: Schulreform – Kontinuitäten und Brüche. Das Versuchsfeld Berlin-Neukölln. Hrsg. von Gerd Radde, Werner Korthaase, Rudolf Rogler und Udo Gößwald im Auftrag des Bezirksamts Neukölln, Abt. Volksbildung, Kunstamt, Bd. II: 1945 bis 1972, Opladen 1993, S. 197–200.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Dietmar Haubfleisch: Dr. Alfred Ehrentreich (1896-1998). In: Archiv der Universitätsbibliothek Marburg. Auf: uni-marburg.de, abgerufen am 25. Juni 2017
  2. Stiftung Schule am Meer (Hrsg.): Der vollständige Ausbau der Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist, Angelsachsen-Verlag, Bremen 1925, S. 14.
  3. Gerd Radde: Fritz Karsen – ein Berliner Schulreformer der Weimarer Zeit. Colloquium, Berlin 1973. ISBN 978-3-7678-0350-3, S. 130.
  4. Katja Klee: Im "Luftschutzkeller des Reiches": Evakuierte in Bayern 1939-1953: Politik, soziale Lage, Erfahrungen. Oldenbourg-Verlag, Berlin 1999. ISBN 978-3486702989, S. 22.
  5. Schnee sehnlichst erwartet (Memento des Originals vom 3. September 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hna.de. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 1. Februar 2014. Auf: hna.de, abgerufen am 25. Juni 2017
  6. Dr. Alfred Ehrentreich – ein überzeugter Reformpädagoge (1946–1962). Auf: geschichtswerkstatt-als.de, abgerufen am 25. Juni 2017
  7. verifiziert durch schriftl. Auskunft der Stadt Korbach, Sekretariat des Bürgermeisters, Stechbahn 1, 34497 Korbach, vom 29. Juni 2017
  8. Dr. Alfred Ehrentreich – ein überzeugter Reformpädagoge (1946–1962). Auf: geschichtswerkstatt-als.de, abgerufen am 25. Juni 2017
  9. Verleihung am 26. Juni 1980; verifiziert durch schriftl. Auskunft der Stadt Korbach, Sekretariat des Bürgermeisters, Stechbahn 1, 34497 Korbach, vom 29. Juni 2017
  10. Verleihung am 27. März 1984; verifiziert durch schriftl. Auskunft der Stadt Korbach, Sekretariat des Bürgermeisters, Stechbahn 1, 34497 Korbach, vom 29. Juni 2017
  11. verifiziert durch schriftl. Auskunft der Stadt Korbach, Sekretariat des Bürgermeisters, Stechbahn 1, 34497 Korbach, vom 29. Juni 2017
  12. Dr. Alfred Ehrentreich – ein überzeugter Reformpädagoge (1946–1962). Auf: geschichtswerkstatt-als.de, abgerufen am 25. Juni 2017
  13. verifiziert durch schriftl. Auskunft des Landkreises Waldeck-Frankenberg, Fachdienst 2.3, Südring 2, 34497 Korbach, vom 29. Juni 2017