Harran-Inschrift (Nabonid)

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Eine der Stelen im Museum Şanlıurfa

Die Harran-Inschrift ist ein akkadischer Text aus der Zeit des letzten Königs des neubabylonischen Reichs Nabonid (556 v. Chr. - 539 v. Chr.)[1]. Er wird auf die Jahre 543 v. Chr. bis 541 v. Chr. datiert[2][3]. Die Inschrift berichtet dabei über die bisherige Regentschaft von Nabonid einschließlich seines zehnjährigen Aufenthaltes in Tēmā auf der arabischen Halbinsel und des Wiederaufbaus des Tempels Ehulhul, des Heiligtums des Mondgottes Sin in der südtürkischen Stadt Harran[2]. Der Text ist dabei auf zwei Steinstelen (Nabon. H2A + B) erhalten, die 1956 in der großen Moschee in Harran entdeckt wurden. Die beiden Objekte befinden sich heute im Archäologischen Museum Şanlıurfa[4].

Die Steinstelen Nabon. H2A und H2B

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Der Keilschrifttext ist auf zwei separaten Steinstelen überliefert. Diese wurden nach ihrer Entdeckung von Gadd als Nabon. H2A und H2B designiert. Das Kürzel Nabon. steht für den König Nabonid, aus dessen Zeit die Inschriften stammen. Der Buchstabe H gibt den Fundort Harran an. Die Nummer 2 ist fortlaufend und bezieht sich auf den Text. Die Buchstaben A und B geben wieder, dass sich der Text auf zwei unterschiedlichen Objekten erhalten hat[5].

Nabon. H2A ist eine Steinstele aus Basalt. Sie misst in der Höhe 1,98 m und in der Breite 0,97 m und wurde im Bodenpflaster am Osteingang der großen Moschee in Harran gefunden. Die Stele ist liniert und der Text auf ihr ist in drei Kolumnen angeordnet[4][2].

Nabon. H2B ist wie H2A ebenfalls aus Basalt gefertigt. Sie misst in der Höhe 1,87 m und in ihrer Breite 1,01 m. Sie wurde am Westeingang der großen Moschee gefunden, wo sie als oberste Stufe einer Treppe fungierte. Das Objekt ist einmal quer durchgebrochen und wie H2A ebenfalls liniert. Auch hier ist der Text in drei Kolumnen angeordnet[2][4].

Beide Objekte sind mit einem Relief versehen. Sie zeigen das gleiche Bild. Auf diesem ist der nach linksblickende König mit Königskappe und Herrscherstab abgebildet. Er grüßt dabei den Mond, die Sonne und Venusstern.[4] Die Himmelskörper stehen dabei symbolisch für die Götter Sin (Mond), Šamaš (Sonne) und Ištar (Venus).[2]

Die Rückseite beider Objekte ist nicht weiter beschriftet. Gadd vermutet deswegen, dass die Stelen mit dem Rücken zu einer Wand im Tempel aufgestellt wurden[6].

Anmerkungen und Belege

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  1. Michael P. Streck: Altorientalistik. Einführung. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2023, ISBN 978-3-8487-8197-3, S. 270.
  2. a b c d e Jamie Novotny, Frauke Weiershäuser: The Royal Inscriptions of Amēl-Marduk (561 - 560 BC), Neriglissar (559 - 556 BC), and Nabonidus (555 - 539 BC), Kings of Babylon. In: The Royal Inscriptions of the Neo-Babylonian Empire. Band 2. Eisenbrauns, University Park, Pennsylvania 2020, ISBN 978-1-57506-997-5, S. 188.
  3. In der Forschung gibt es keinen einheitlichen Konsens bezüglich der Datierung der Inschrift. Ihre Erstellung wird entweder in das Jahr 543, 542 oder 541 v. Chr. gelegt.
  4. a b c d Hanspeter Schauding: Die Inschriften Nabonids von Babylon und Kyros´ des Großen. In: Alter Orient und Altes Testament. Band 256. Ugarit-Verlag, Münster 2001, ISBN 3-927120-75-8, S. 486.
  5. Cyril John Gadd: The Harran Inscriptions of Nabonidus. In: Anatolian Studies. Band 8. British Institute of Archaeology at Ankara, London 1958, S. 35.
  6. Cyril John Gadd: The Harran Inscriptions of Nabonidus. In: Anatolian Studies. Band 8. British Institute of Archaeology at Ankara, London 1958, S. 37.