Heeresversuchsanstalt Kummersdorf

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Ruinen der alten Kaserne bei Kummersdorf-Gut
Halle für den Panzerkampfwagen VIII Maus auf dem Gelände der Neuen Verskraft, Heeresversuchsstelle Kummersdorf 2013

Die Heeresversuchsanstalt Kummersdorf ist eine ehemalige Heeresversuchsanstalt in Kummersdorf-Gut, heute ein Ortsteil der Gemeinde Am Mellensee (Landkreis Teltow-Fläming, Brandenburg).

Die Artillerieprüfungskommission errichtete 1874 im Kummersdorfer Forst einen Artillerieschießplatz im heutigen Kummersdorf-Gut, früher: Kummersdorf-Schießplatz. Im März 1914 beobachtete Kaiser Wilhelm II. dort eine dicke Bertha in Aktion.

Die Wehrmacht betrieb auf dem Gelände bis 1945 ein Entwicklungs- und Erprobungszentrum für neue Waffensysteme und Ausrüstung. So entwickelte hier unter anderem Wernher von Braun – bis zur Verlegung nach Peenemünde 1936 – die Flüssigkeitsraketentriebwerke A1 und A2. Aus Platzgründen konnten in Kummersdorf selbst jedoch keine größeren Raketen gestartet werden. Ab 1939 wurde in Kummersdorf auch am Uranprojekt gearbeitet.

Neben einem großen Schießplatz (2 Schießbahnen: West ca. 7 km, Ost knapp 13 km) befanden sich hier u. a. die Versuchsstelle Gottow und die Kraftfahrversuchsstelle (Verskraft) des Heeres, auf der neben anderen Fahrzeugen alle Prototypen der deutschen Panzerkampfwagen sowie Beutepanzer getestet wurden.

Auf einem Teil des Areals errichtete die DDR 1957 den Flugplatz Sperenberg für die Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte, welcher bis 1994 genutzt wurde.

Seit Juni 2007 steht das Gelände der Heereswaffenversuchsanstalt unter Denkmalschutz. Hier befindet sich heute das Historisch-Technische Museum Kummersdorf.[1]

Dadurch, dass das Gelände über 100 Jahre für militärische Zwecke genutzt wurde, besteht ein generelles Betretungsverbot, welches vom Eigentümer des Grundstücks, dem Land Brandenburg erteilt wurde.[2]

Auf dem gesamten Gelände bestehen potentiell lebensgefährliche Risiken durch Munitions- und Explosivstoffe jeglicher Art, Chemikalien, Benzin, Öle sowie durch Mängel in der Beschaffenheit der Anlagen, Fahrbahnen, Wege und des Bodens an sich. Durch diese Risiken muss bei jeder gebuchten Führung, welche vom Historisch-Technische Museum Kummersdorf betreut wird, eine Haftungsverzichtserklärung unterschrieben werden.[3]

  • Philipp Aumann: Rüstung auf dem Prüfstand. Kummersdorf, Peenemünde und die totale Mobilmachung. Herausgegeben vom Historisch-Technischen Museum Peenemünde. Ch. Links, Berlin 2015, ISBN 978-3-86153-864-6.[4]
  • Wolfgang Fleischer: Die Heeresversuchsstelle Kummersdorf. Maus, Tiger, Panther, Luchs, Raketen und andere Waffen der Wehrmacht bei der Erprobung. Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2006, ISBN 3-89555-408-1.
  • Gerhard Kaiser, Bernd Herrmann: Vom Sperrgebiet zur Waldstadt. Die Geschichte der geheimen Kommandozentralen in Wünsdorf und Umgebung. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage. Ch. Links, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-434-1.
  • Markus Pöhlmann, Christian Bauermeister, Evelyn Sommerer: Die Heeresversuchsstelle Kummersdorf. Schießplatz – Geheimer Ort – Denkmal. FMVK e.V./ Museumsverband des Landes Brandenburg e.V., 2014
Commons: Heeresversuchsanstalt Kummersdorf-Gut – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Historisch-technisches Museum Versuchsstelle Kummersdorf. Abgerufen am 11. Juni 2024.
  2. Interessengemeinschaft Kummersdorf & Sperenberg. Abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  3. Haftungsverzichtserklärung. Förderverein Museum Kummersdorf e.V., abgerufen am 6. Juni 2024.
  4. Militaergeschichtliche Zeitschrift: Begleitband zu einer Ausstellung

Koordinaten: 52° 5′ 45″ N, 13° 21′ 15″ O