Klaus Töpfer

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Klaus Töpfer (2017)
Unterschrift Klaus Töpfer deutscher Politiker
Unterschrift Klaus Töpfer deutscher Politiker

Klaus Töpfer (* 29. Juli 1938 in Waldenburg, Provinz Niederschlesien; † 8. Juni 2024 in München) war ein deutscher Politiker (CDU) und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Er war unter anderem von 1987 bis 1994 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in der Regierung von Helmut Kohl. Er war zudem als Hochschullehrer tätig.

Töpfer wurde 1938 in Niederschlesien geboren. Nach der Vertreibung der Familie 1945 und dem Schulbesuch in Höxter bestand Töpfer 1959 am dortigen König-Wilhelm-Gymnasium das Abitur. Danach leistete er bis 1960 seinen Wehrdienst in der Bundeswehr ab und wurde als Leutnant der Reserve entlassen.

Töpfer absolvierte ein Studium der Volkswirtschaftslehre in Mainz, Frankfurt am Main und Münster, das er 1964 als Diplom-Volkswirt beendete. Von 1965 bis 1971 war er als wissenschaftlicher Assistent am Zentralinstitut für Raumplanung an der Universität Münster tätig. 1968 erfolgte hier seine Promotion zum Dr. rer. pol. mit der Arbeit Regionalpolitik und Standortentscheidung.

Von 1971 bis 1979 war er Abteilungsleiter für Planung und Information in der Saarländischen Staatskanzlei. Er war Lehrbeauftragter an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und erstellte entwicklungspolitische Gutachten für Ägypten, Malawi, Brasilien und Jordanien. Von 1978 bis 1979 war er ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Raumforschung und Landesplanung an der Universität Hannover. Er lebte in dieser Zeit in Bad Münder.[1]

Zudem war Töpfer von 1978 bis 1979 Mitglied im Rat der Sachverständigen für Umweltfragen sowie im Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Von 1985 bis 1986 lehrte er als Honorarprofessor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Im November 2005 ernannte ihn die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen erneut zum Honorarprofessor. Ab 2. Mai 2007 war er auch Professor für Umwelt und nachhaltige Entwicklung an der Tongji-Universität in Shanghai.

Ab 1972 war Töpfer Mitglied der CDU. Von 1977 bis 1979 war er Kreisvorsitzender der CDU Saarbrücken. Er gehörte dem Landesvorstand der CDU Saar an. Von 1978 bis 1985 war er Staatssekretär im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Umwelt des Landes Rheinland-Pfalz. Am 23. Mai 1985 wurde er zum Minister für Umwelt und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz in der von Ministerpräsident Bernhard Vogel geleiteten Landesregierung ernannt.

Am 7. Mai 1987 erfolgte seine Ernennung zum Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in der von Helmut Kohl geführten Bundesregierung. Ein wichtiges Ereignis in dieser Zeit war die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung. Im Mai 1988 sprang er in einer medienwirksamen Aktion im Neoprenanzug in den Rhein. Er wollte damit den Erfolg der Gewässerschutzmaßnahmen seit dem Großbrand von Schweizerhalle im November 1986 demonstrieren.

Damals waren bei einem Werk des Sandoz-Konzerns 10.000 bis 15.000 Kubikmeter Löschwasser mit Chemikalien verseucht worden und in den Rhein gelangt. Das folgende Fischsterben hatte zu einem massiven Einsatz zur Sanierung des Flusses vom Schweizer Oberlauf bis zur Mündung geführt. Allerdings gab er zum 20. Geburtstag des Bundesumweltministeriums bekannt, dass der Grund eine verlorene Wette gegen seinen Wahlkreisgegenkandidaten von der SPD gewesen war.[2]

Töpfer war einer der Hauptverantwortlichen der Einführung des Gelben Sacks, mit dem vor allem Leichtverpackungen entsorgt werden sollen. Nach der Bundestagswahl 1994 erfolgte am 17. November 1994 seine Ernennung zum Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Töpfer war von 1990 bis 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er war zuletzt (13. Wahlperiode 1994) über die Landesliste Saarland in den Deutschen Bundestag eingezogen.

Von 1987 bis 1989 war er Kreisvorsitzender der CDU Rhein-Hunsrück. Von 1989 bis 1998 war er Mitglied im CDU-Bundesvorstand und von 1992 bis 1998 auch im Präsidium der CDU. Von 1990 bis 1995 war er daneben Landesvorsitzender der CDU des Saarlandes. 1990 und 1994 trat er als Spitzenkandidat der saarländischen CDU an, unterlag jedoch beide Male Oskar Lafontaine. Für die Berlinwahl 2006 war er als Herausforderer von Klaus Wowereit im Gespräch, lehnte aber am 2. Januar 2006 in einem Zeitungsinterview die Übernahme der Spitzenkandidatur ab.[3]

Öffentliche Ämter ab 1998

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Töpfer schied am 15. Januar 1998 aus der Bundesregierung aus, um sein Amt als Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) in Nairobi anzutreten, in das er von der UNO-Generalversammlung am 3. Dezember 1997 einstimmig gewählt worden war.[4] Seine zweite Amtszeit endete formal am 31. März 2006. Töpfer entschied sich, nicht für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Von 1998 bis 2006 war Töpfer außerdem Unter-Generalsekretär der Vereinten Nationen (VN) und Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Nairobi. Des Weiteren war er von 2001 bis 2010 Mitglied und zuletzt Stellvertretender Vorsitzender im Rat für Nachhaltige Entwicklung.

Ab 2006 war Töpfer Schirmherr des Lobbyvereins Deutsch-russisches Rohstoff-Forum. Dieser Verein wurde bis 2015 von Gazprom über seine früheren Töchter VNG AG und Gazprom Germania finanziert. Töpfer erhielt Geld dafür, aber nicht direkt, sondern als Berater der VNG AG. Nach dem Russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wurden die Aktivitäten des Vereins im Februar 2022 eingefroren.[5]

Ab 2007 war Töpfer Mitglied im Hochschulrat der Universität Paderborn. Von 2008 bis 20. November 2012 war er Vizepräsident der Welthungerhilfe. Von Februar 2009 bis September 2015 war er Direktor des neu gegründeten Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam.[6] Ab 2009 war Töpfer Vorsitzender der Jury des Innovationspreises für Klima und Umwelt (IKU).[7]

Im Januar 2011 übernahm Töpfer die Schirmherrschaft des Karl Kübel Preises, der im September in Frankfurt am Main durch die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie verliehen wird. Im März 2011 übernahm er den Vorsitz der Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung der Bundesregierung. Die Ethikkommission wurde als Folge der Nuklearkatastrophe von Fukushima von der Bundesregierung eingesetzt.[8] Er war Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen[9] und Mitglied im Kuratorium der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW).[10]

Ab Mai 2014 war Töpfer, gemeinsam mit Dirk Messner, Vorsitzender des deutschen Teils des UN-Netzwerks Sustainable Development Solutions Network.[11] 2018 wurde Töpfer zum Schlichter im Stromstreit zwischen Serbien und Kosovo ernannt. Er war einer der Schirmherren von atmosfair. Bis März 2020 war er einer der Vorsitzenden des Nationalen Begleitgremiums, das gemäß dem Standortauswahlgesetz in Deutschland die Suche nach einem Standort für Endlager für hochradioaktive Abfallstoffe begleitet.[12]

Klaus Töpfer war römisch-katholisch, ab 1968 verheiratet und Vater von drei Kindern. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland lebte er in Höxter. Er starb im Juni 2024 nach einem Sturz auf einer Veranstaltung in München im Alter von 85 Jahren.[13]

Ehrungen und Auszeichnungen

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Helmut Kohl verleiht Klaus Töpfer 1990 das Große Bundesverdienstkreuz

Publikationen (Auswahl)

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  • Felix Butzlaff: Katastrophen brauchen Fachleute? Ökologie und Umweltpolitik mit Klaus Töpfer und Matthias Platzeck als politischen Seiteneinsteigern. Tectum-Verlag, Marburg 2009, ISBN 978-3-8288-9904-9.
  • „Unsere Zukunft: Ein Gespräch über die Welt nach Fukushima (Klaus Töpfer, Ranga Yogeshwar)“, Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62922-8.
  • Töpfer, Klaus. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1255.
Commons: Klaus Töpfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Interviews

Einzelnachweise

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  1. Dewezet vom 12.07.2024, S.18
  2. faz.net vom Juni 2006, Warum Klaus Töpfer wirklich den Rhein durchschwamm, abgerufen am 29. November 2020.
  3. CDU sucht Ersatzmann für Klaus Töpfer, Artikel vom 4. Januar 2006 von Ulrich Zawatka-Gerlach auf tagesspiegel.de
  4. UNEP-Exekutivdirektor Klaus Töpfer auch Generaldirektor des UNO-Büros in Nairobi (Memento vom 25. Juli 2012 im Internet Archive), Pressemitteilung des UNRIC vom 9. Februar 1998
  5. Auch die Union hat ein Russlandproblem Der Spiegel am 17. Juni 2022
  6. Vorstandsteam. Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung, archiviert vom Original am 9. März 2018; abgerufen am 9. März 2018.
  7. Jury des IKU (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive). Website des Innovationspreises für Klima und Umwelt IKU, abgerufen am 3. März 2016
  8. Töpfer hält Misstrauen für „mehr als verständlich“, Klaus Töpfer im Gespräch mit Martin Zagatta, Interview im Deutschlandfunk am 26. März 2011, gehört am 27. März 2011
  9. DGVN Präsidium (Memento vom 12. November 2018 im Internet Archive)
  10. Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW): „Wer wir sind“ (Memento vom 13. September 2016 im Internet Archive), abgerufen am 5. September 2016.
  11. Deutsches Institut für Entwicklungspolitik: Dirk Messner und Klaus Töpfer leiten deutsches Sustainable Development Solutions Network (SDSN Germany). Pressemitteilung vom 23. Mai 2014. Abgerufen am 14. Juli 2014.
  12. Nationales Begleitgremiunm (Hrsg.): Miranda Schreurs und Armin Grunwald neue Vorsitzende des Nationalen Begleitgremiums. 11. Mai 2020 (nationales-begleitgremium.de [PDF]).
  13. Klaus Töpfer war Umweltschützer von Weltrang. In: Deutsche Welle. 11. Juni 2024, abgerufen am 11. Juni 2024.
  14. Preisträger des Großen Binding-Preises für Natur- und Umweltschutz auf der Website der Binding-Stiftung, Liechtenstein, abgerufen am 27. März 2011.
  15. Stiftungsprofessur 2004 auf der Website der Johannes Gutenberg-Universität Main, gesehen 27. März 2011
  16. The Christopher Ernest Barthel Jr Award. International Union of Air Pollution Prevention and Environmental Protection Associations, abgerufen am 9. März 2018.
  17. Erster Deutscher Alpenpreis für Klaus Töpfer. cipra.de, 30. November 2006, abgerufen am 3. März 2016.
  18. Adam-Smith-Preis für marktwirtschaftliche Umweltpolitik. Website des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft. Abgerufen am 7. Oktober 2019.
  19. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
  20. best for bike 2009. (PDF; 54 kB) 6. März 2009, archiviert vom Original am 20. Januar 2013; abgerufen am 7. Januar 2012.
  21. Oberbürgermeister Han Zheng verleiht Klaus Töpfer den Ehrenbürger-Orden der Stadt Shanghai. (Memento vom 8. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) Website des Deutschen Akademischen Zentrums der Tongji-Universität, 6. November 2009, abgerufen am 27. März 2011.
  22. Homepage (Aktuelles) der Kathol. Akademie Trier
  23. Höxter würdigt Töpfers Lebenswerk. In: Neue Westfälische. 23. Juli 2011, abgerufen am 11. Juni 2024.
  24. Der Urban Minig Award 2011. Urban Mining e. V., archiviert vom Original; abgerufen am 11. Juni 2024.
  25. Pressemeldung der Stadt zur Verleihung 2012 (Memento vom 31. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  26. Jürgen Eden: Klaus Töpfer erhielt in Papenburg Narrenorden. In: Generalanzeiger. ZGO Zeitungsgruppe Ostfriesland GmbH, Rhauderfehn, 2. Februar 2013, abgerufen am 10. März 2022.
  27. Die Preisträger 2013 - Lebenswerk Prof. Dr. Klaus Töpfer. In: duh.de. Abgerufen am 24. August 2022.
  28. Laudatio auf Töpfer
  29. Webseite der Lenné-Akademie. Abgerufen am 11. Juni 2024.
  30. Ehrung der Universität Potsdam. Klaus Töpfer wird Ehrendoktor. Potsdamer Neueste Nachrichten, 11. April 2018, abgerufen am 15. April 2018.