Liste der Stadtoberhäupter von Eisenach

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Dies ist die Liste der Eisenacher Bürgermeister und Oberbürgermeister ab dem Jahr 1286.

Quellengeschichte

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Im Jahr 1196 erschienen in einer landgräflichen Urkunde nach Edlen (nobiles) und Ministerialen erstmals 13 Eisenacher Bürger einschließlich eines Schultheißen, der trotz seiner bürgerlichen Herkunft vom Landesherren ernannt worden sein dürfte. Die erste Erwähnung des Eisenacher Rates erfolgte 1277, das große Stadtrechtsprivileg von 1283 erhielt Eisenach vom Landgraf Albrecht der Entartete erneut verliehen, es ersetzt ein älteres Diplom, das der Stadt aus unbekannten Gründen entrissen worden war. Die nun jährlich erstellten Stadtrechtsaufzeichnungen enthielten neben den jeweils bemerkenswerten Gerichtsurteilen auch die in diesem Jahr amtierenden Stadtbediensteten, Ratsmeister, Schöffen und andere Notizen zur Stadtgeschichte.[1][2]

Im späten 16. Jahrhundert wurden die städtischen Advokaten zunehmend mit gefälschten Urkunden und Titeln konfrontiert, es galt als Beweismittel eine jederzeit mit den (eigenen) Originalurkunden überprüfbare Liste aller Eisenacher Ratsherren seit der Stadtgründung zu erstellen. Diese langjährige Arbeit beendete um 1600 der ehemalige Rektor der Eisenacher Lateinschule Quirinus Bisander. Eine Abschrift seiner Liste befindet sich im „Roten Buch“ der Eisenacher Georgenkirche während alle Originale und der größte Teil der Urkunden und Stadtrechtszeugnisse beim Stadtbrand des Jahres 1636 mit den Eisenacher Stadtarchiv vernichtet wurden.[3][4] Nach Bisanders Tod überprüften und ergänzten der Diakon Johannes Himmel und der Kirchenschreiber Stöhr die Angaben. Die jeweils amtierenden Stadtschreiber waren fortan verpflichtet, die Liste jährlich zu ergänzen, diese Anweisung wurde bis zum Jahr 1812 befolgt.

Im Jahr 1709 befasste sich der Rektor der Lateinschule und Historiograph Christian Juncker ausführlich mit der Liste, um diese nach Bedarf in seine landesgeschichtlichen Texte einzufügen.[4] Im Jahr 1857 publizierte der Eisenacher Altertumsforscher und Rektor des Eisenacher Gymnasiums Wilhelm Rein (1809–1865) im Anhang zu seinem Artikel „Das Stadtregiment und der Schöppenstuhl zu Eisenach“ den ersten Teil der als „Ratsfasten“ bezeichneten Liste der Stadtoberhäupter der Jahre 1247 bis 1351.[5] In einem Folgeband wurden 1859 noch die Ratsherren der Jahre 1352 bis 1500 von Rein selbst vorgelegt.[6] Nach seinen Unterlagen fertigte der Gymnasiallehrer Georg Kühn die Fortsetzung dieser Liste der Ratsherren von 1500 bis 1628 an.[4] Kühn veröffentlichte nach 20 Jahren auch den abschließenden vierten Teil der Eisenacher Ratsfasten mit inhaltlichen Berichtigungen und Ergänzungen. Diese Namensliste der Ratsherren und Stadtoberhäupter umfasst den Zeitraum der Jahre 1629 bis 1812.[7]

Im Folgejahr 1813 beschloss der Eisenacher Stadtrat eine neue Stadtordnung, in der das Amt und die Kompetenzen des Bürgermeisters der Stadt neu geregelt wurden. Im Jahr 1847 wurde das Amt des Oberbürgermeisters geschaffen und bis 1953 besetzt. Zwischen 1954 und 1994 gab es nur noch das Amt des Bürgermeisters, seit 1994 wird die Stadt wieder von einem Oberbürgermeister regiert.

Die Liste der Eisenacher Bürgermeister und Oberbürgermeister ist somit durch handschriftliche und gedruckte Quellen ab dem 13. Jahrhundert nahezu vollständig überliefert und enthält etwa 2000 Namen.[7] In der folgenden Übersicht werden für die Zeit vor 1813 nur ausgewählte Personen verzeichnet.

Bürgermeister von 1286 bis 1798

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Name / Lebensdaten Amtsjahre Bemerkungen
Heinrich Hellgreve
† 1313
1286–1309
(mit Unterbrechungen)
Angehöriger eines reichen Eisenacher Dienstadelsgeschlechts. Besitzer des Dorfes Oberstedtfeld mit eigenem Gericht und Kirchenlehen.
Christoph Hellgreve 1345 Sohn von Heinrich Hellgreve, war zugleich zwischen 1331 und 1347 mehrfach Eisenacher Ratsherr
Heinrich Schalbe
(auch: Hans Schalbe)
1495–1499
(mit Unterbrechungen)
Beherbergte Martin Luther während dessen Eisenacher Zeit.[8]
Johann Cotta sen. 1512–1529 Angehöriger einer reichen Eisenacher Patrizierfamilie, Sohn Ursula Cottas. Wurde 1524 auch als Weinmeister erwähnt.
Johann Cotta jun.
um 1500–1561
1524 bis 1560
(mit Unterbrechungen)
Sohn von Johann Cotta sen. und während der Amtszeit auch Stadtkämmerer, Mitinitiator der Visitationen des Reformators Justus Menius in Eisenach.[9]
Bonaventura Cotta
1514–1594
1567–1591 Neffe von Johann Cotta sen., Brauereibesitzer
Conrad Grumbein
1568–1665
1628–1649 Jurist und Notar, erster Bürgermeister, der nicht aus Eisenach stammte (geboren in Behringen). Er bewahrte die Stadt im Dreißigjährigen Krieg vor dem Untergang, in seine Amtszeit fielen die Pestepidemie von 1635 und der große Stadtbrand von 1636.
Justin(us) Schmidt
1651–1724
1707–nach 1721 Eisenacher Kauf- und Handelsherr, Rentmeister und Obersteuerdirektor, Fürstlich Sächsischer Landschafts-Deputierter. Er führte die Raschweberei in Eisenach ein, was zu einer Steigerung des Wohlstandes der Stadt führte,[10] Begründer eines Waisenhauses, dessen Bewohner er in seiner Manufaktur arbeiten ließ.
Johann Andreas Knoll um 1750 [11]
Johann Lorenz Streiber
1723–1796
bis 1796 Eisenacher Fabrikant und Bankier. Verheiratet mit Maria-Sophie Schmidt, die von Klopstock in seiner Jugend glühend verehrt wurde. Seine Familie war mit Goethe befreundet.

(Ober-)Bürgermeister ab 1799

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Name / Lebensdaten Partei Datum Amtseinführung Datum Amtsende Bemerkungen
Friedrich Günther Beyer
1768–1832
1799 14. Februar 1832 Erster Bürgermeister, der nach der Stadtordnung von 1813 regierte. Besondere Verdienste um die Sicherheit der Stadt während der Kriegsjahre 1806 bis 1813
Carl Christian Wilhelm May
1777–1846
30. Juni 1832 6. September 1846 Regierte bis zu seinem Tod in wirtschaftlich und sozial ruhigen Zeiten
August Roese
1807–1891
26. Januar 1847 30. September 1884 „Oberbürgermeister auf Lebenszeit“, Anlage Wasserversorgung und Kanalisation, Gasbeleuchtung, Bau des Städtischen Theaters
Georg von Eucken-Addenhausen
1855–1942
1. April 1885 15. Mai 1893 Förderte den Schul- und Kirchenbau, Errichtung eines Elektrizitätswerks und eines Fernsprechamts, Gründung der Carl-Alexander-Bibliothek
August Nikolaus Müller
1856–1926
1. Juni 1893 15. November 1900 Industrialisierung der Stadt, Ausbau des Kurbades und Errichtung weiterer Kureinrichtungen, belebte 1897 den Sommergewinn wieder
Georg von Fewson
1863–1931
15. November 1900 25. September 1903 Wurde auf Grund von Unregelmäßigkeiten bei der Amtsführung (wahrscheinlich Veruntreuung städtischer Mittel) seines Amtes enthoben, floh aus Eisenach, später in Berlin-Schmargendorf als Bürgermeister a.D. nachgewiesen
Hans Schmieder
1866–1932
9. April 1904 30. Juni 1919 Sorgte für wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, Bau der Wandelhalle
Fritz Janson
1885–1946
DVP 12. Oktober 1919 31. März 1937 Gründung der Wartburg-Stiftung, Bau des Städtischen Krankenhauses, behauptete sich trotz Ablösungsversuchen der Nationalsozialisten bis 1937 im Amt
Herbert Müller-Bowe
1896–1979
NSDAP 3. April 1937 31. März 1945 Amtsniederlegung gegen seinen Willen auf Anordnung des Thüringer Innenministeriums
Rudolf Lotz
1901–1973
4. April 1945 7. Mai 1945 Führte die Verhandlungen über die kampflose Übergabe Eisenachs an die US-amerikanischen Truppen am Ende des Zweiten Weltkriegs im Hotel „Kaiserhof“
Ernst Fresdorf
1889–1967
SPD 7. Mai 1945 25. Juli 1945 Wurde von den amerikanischen Truppen als Oberbürgermeister eingesetzt, von den sowjetischen Besatzungstruppen unter dem Vorwand eines Devisenvergehens seines Amtes enthoben und im Speziallager Nr. 2 Buchenwald interniert
Karl Hermann
1885–1973
SPD 25. Juli 1945 15. September 1946 Wechselte nach nur kurzer Amtszeit ins Thüringer Innenministerium
Werner Fischer
1902–1976
LDPD 4. Oktober 1946 30. Oktober 1953 Sorgte für Stabilisierung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg, trat 1953 zurück
Hermann Harden
1912–1964
LDPD 1. Dezember 1953 13. Dezember 1961 Geriet mit der Staatsmacht in Konflikt und wurde 1961 zur „HO Fahrzeug und Technik“ in Erfurt strafversetzt
Sigfried Möckel
1923–1987
LDPD 11. Oktober 1961 12. Juni 1974 Das 1967 begangene Dreifach-Jubiläum „900 Jahre Wartburg“, „450 Jahre Reformation“ und „150 Jahre Burschenschaftstreffen“ war der Höhepunkt seiner Amtszeit; für seine Verdienste bei Vorbereitung und Durchführung erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze. 1974 musste er sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen.
Joachim Klapczynski
1929–2006
LDPD 19. Juni 1974 20. April 1990 Fühlte sich der Sommergewinnstradition verpflichtet, maßgeblich an der Städtepartnerschaft Eisenachs mit Marburg beteiligt
Hans-Peter Brodhun
* 1955
CDU 31. Mai 1990 30. Juni 2000 Durchsetzung der Kreisfreiheit, Reorganisation der Stadtverwaltung nach der Wende, Ansiedlung von Industriebetrieben, Stadtsanierung und Infrastrukturprojekte
Gerhard Schneider
* 1950
CDU 1. Juli 2000 30. Juni 2006 Fortführung der Stadtsanierung (u. a. Stadtbibliothek Hellgrevenhof, Schwimmbad); Gründung der Stiftung Wandelhalle
Matthias Doht
* 1958
SPD 1. Juli 2006 30. Juni 2012 Der weitere Stadtumbau, insbesondere das als „Tor zur Stadt“ angepriesene Großprojekt, die Haushaltskonsolidierung sowie der Kampf um den Erhalt des Eisenacher Opel-Werkes und des Eisenacher Theaters dominierten die Amtszeit.
Katja Wolf
* 1976
Die Linke / BSW 1. Juli 2012 30. Juni 2024 Die Vorbereitung und Durchführung des Reformationsjubiläums im Jahr 2017 dominierte ihre erste Amtszeit; Aufgabe der Kreisfreiheit Eisenachs 2021.
Christoph Ihling
* 1985
CDU 1. Juli 2024

Einzelnachweise

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  1. Karl Friedrich von Strenge und Ernst Devrient (Hrsg.): Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen. G. Fischer, Jena 1909, S. 442.
  2. Hans Patze, Peter Aufgebauer (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 9: Thüringen (= Kröners Taschenausgabe. Band 313). 2., verbesserte und ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 1989, ISBN 3-520-31302-2, S. 92 ff.
  3. Reinhold Brunner: Das Stadtarchiv Eisenach und der Zweck historischer Überlieferung. In: StadtZeit. Eisenach aktuell. Juni 1997.
  4. a b c Wilhelm Rein; Bearbeiter Georg Kühn: Fortsetzung der Eisenacher Rathsfasten. (1521–1628). In: Jahresbericht des Carl Friedrich Gymnasium zu Eisenach. Band 1885/86. Eisenach, S. 1–17.
  5. Wilhelm Rein: Das Stadtregiment und der Schöppenstuhl zu Eisenach. Die Eisenacher Rathsfasten von 1247–1351. In: Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Alterthumskunde. Zweiter Band, Nr. 3. Jena 1856, S. 158–180.
  6. Wilhelm Rein: Fortsetzung der Eisenacher Rathsfasten 1352–1500. In: Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Alterthumskunde. Dritter Band. Jena 1859, S. 163–184.
  7. a b Wilhelm Rein; Bearbeiter Georg Kühn: Fortsetzung der Eisenacher Rathsfasten. (1629–1812). In: Jahresberichte des Carl Friedrich Gymnasium zu Eisenach. Band 1903/07. Eisenach.
  8. Thomas Kaufmann: Martin Luther. C.H. Beck, 2006, ISBN 3-406-50888-X, S. 29.
  9. Gustav Lebrecht Schmidt: Justus Menius, der Reformator Thüringens. Perthes, 1867, S. 90 (books.google.com – Digitalisat).
  10. Karl Ernst Adolf v. Hoff und Christian Wilhelm Jacobs: Der Thüringer Wald, besonders für Reisende geschildert, Ettingersche Buchhandlung, Gotha, 1807, S. 302 f.
  11. Anton Balthasar König: Biographisches Lexikon aller Helden und Militairpersonen, welche sich in Preußischen Diensten berühmt gemacht haben. Dritter Teil: M–See. Arnold Wever, Berlin 1790, S. 275 (books.google.de).
  • Urania Kultur- und Bildungsverein Gotha e.V. (Hrsg.): Eisenacher Persönlichkeiten. Ein biografisches Lexikon. RhinoVerlag, Weimar 2004, ISBN 3-932081-45-5.